NORMANDIE & BRETAGNE Mai/JUNI 2022



Ab in den Westen...

 

 

Vive la France!
Am Freitag, den 20.05.22 gegen 7:30 Uhr gehts los mit unserem Van auf "Fotosafarie". Dieses Mal Richtung Nord-Westen, wir wollen die Normandie und die Bretagne erkunden. Bei strahlendem Sonnenschein starten wir im Schwarzwald Richtung Straßburg. 1 x vor der Autobahn noch tanken, in Straßburg ist der Liter Diesel aktuell immerhin 20 Cent günstiger als bei uns, und los gehts. 650km und eine Fahrzeit von ca. 6,5 Stunden liegen vor uns. Unser erstes Ziel heißt Cayeux-sur-Mer und liegt ungefähr zwischen Calais und Le Havre an der wilden normanischen Küste. Dort finden wir einen Stellplatz direkt hinte der Düne: "Aire de Camping Car de la Molliére". Wir kommen - mit  2 Kaffeepausen - stress- und staufrei an. Unterwegs fahren wir durch einige Gewitter und sind angenehm überrascht bei sonnigen 13 Grad - brrrr - anzukommen. Wir packen uns warm ein und machen uns erst mal auf den Weg um das Meer zu suchen. Da ist ja eine Düne, dann wird's wohl dahinter sein ... wir klettern über die Düne, über eine weitere Düne, kreuzen einen Rad- und einen Wanderweg und da sehen wir es endlich, allerdings sind dazwischen nochmals 3 Kieshügel die wir rauf unter runter müssen und stehen schließlich nach ca. 20 Min. am Atlantik. Das Wasser ist gar nicht so kalt, trotzdem stecken wir erstmal nur die Füße ins Wasser. Die Wellen brechen sich am Kiesstrand und verursachen ein herrliches Klackern wie von einem "Regenmacher", nur etwas stärker und lauter.

 

 

Cayeux-sur-Mer
Nach dem wir uns gesonnt haben, packen wir unsere Fahrräder aus und machen uns auf den Weg in den Nachbarort Cayeux-sur-Mer. Direkt am Strand finden wir eine Bar und trinken im herrlichen Sonnenschein ein Glas. Gibt es hier auch was zu Essen? Oui! Der Ober erzählt uns etwas von Pasteten aus Makrele und Karotten. Wir bestellen und ... bekommen jeweils ein Glas mit einem Brotaufstrich und Baguettestücke - o.k., schmeckt gar nicht schlecht. Wir genießen die Sonne und machen uns bald darauf auf den Rückweg.
Jetzt noch ein schöner Sonnenuntergang am Meer und der Tag ist perfekt. Wir machen uns wieder auf den Weg, über die Düne, über den Radweg, über den Wanderwg, aber Uwe will diesesmal abkürzen - hmmmm - auf einmal stehen wir vor einem Priel, nein ich spring nicht drüber - Uwe schon und er kann sich grade noch so vor dem Schlammloch retten. Mèrde! Bis wir schließlich am Strand ankommen, hat sich die Sonne schon schlafen gelegt ... Wir gehen den "offiziellen" Weg zurück zum Bollemobil und sinken erschöpft und .. noch etwas hungrig ... ins Bett.

 

 

Saint-Valery-sur-Somme

Samstagfrüh weckt uns die Sonne. Nach dem Früstück möchten wir Richtung "Saint-Valery-sur-Somme" an den "Pointe du Hourdel" - hier soll man wohl Seehunde sehen können. Wir packen die Fahrräder und fahren also gen Nord-Osten. Nach einiger Zeit kommen wir am Strand an und sehen nur noch Sandbänke. Die Ebbe scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben und das ganze Flußdelta der "Somme" liegt - bis auf einige Rinnsale oder Priele - trocken. Ganz in der Ferne findet Uwe mit seinem Tele tatsächlich Seehunde, allerdings zu weit weg, um Aufnahmen zu machen. Dennoch ist es ein eindrucksvoller Anblick wie stark hier der Tidenhub ist und wie viel Land bei Ebbe trocken liegt. Laut Frau Google ist der Tidenhub hier der gewaltigste der Welt und liegt bei bis zu 16 (!) Metern - incroyable! Es erinnert uns etwas an das Wattenmeer, allerdings ist der Boden hier eher sandig als matschig/schlickig. Wir fahren weiter und finden - oh herrlich - eine Boulangerie! Endlich leckeres französisches Baguette und die leckeren Tarte bzw. Tarteletts. Schnell fahren wir  mit dem Fahrrad zurück und kochen uns einen Kaffee dazu.
Wir dösen noch in der Mittagssonne und holen uns gleich den ersten Sonnenbrand. Später fahren wir nochmals nach Cayeux, wir wollen uns die Innenstadt noch anschauen. In der Vorsaison ist es hier noch ziemlich ausgestorben, dafür ruhig und beschaulich. Am Strand hat en "Schnellimbiß" geöffnet, doch auch diese haben in Frankreich Stil! Pommes und Bratwurst sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es Fischburger, mit sepiagefärbtem Brötchen ... für 12 Euro :) Ja, ob das gefärbte Brötchen nun wirklich sein muss... da kann man drüber streiten. Lecker wars...

 

Sonntagfrüh werden wir wieder von der Sonne geweckt. Wir entschließen uns zu packen und weiter zu fahren, denn wir wollen ja noch einiges sehen. Unser nächstes Ziel ist Saint-Valery-en-Caux, dort soll es einen schönen Stellplatz direkt am Meer/Hafen geben. Einen Frühstücksstopp möchten wir in Tréport einlegen, dort soll man bereits die Kreidefelsen sehen können, die dem jetzt folgenden Küstenabschnitt den Namen "Alabasterküste" (Côte d'Albâtre) gegeben hat. Wir fahren über Land, etwas vom Meer weg, durch unglaublich grüne Landstriche, weiße Kühe scheinen hier glücklich zu grasen und die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel. In Tréport angekommen staunen wir tatsächlich über die hier plötzlich erscheinenden Kreidefelsen. Wir suchen uns einen Stellplatz im Hafengebiet und finden einen am Canal, wo wir erst einmal in der Sonne Frühstücken.
Danach machen wir einen kurzen Abstecher ins Städtle und bewundern den hübschen Hafen, die bunten Häuser und natürlich die legendären Kreidefelsen. Es ist Ebbe und auch hier liegt der Hafen "trocken".

 

St.-Valery-en-Caux
Nach dem Abstecher machen wir uns weiter auf den Weg nach St.-Valery-en-Caux. Wir haben den Stellplatz im Navi eingegeben und tatsächlich ist er auch angeschrieben, aber leider ist da, wo wir in den Hafen abbiegen wollen eine Baustellenabsperrung. Ziemlich enttäuscht fahren wir den Umleitungsschildern entlang weiter, plötzlich gibt uns ein anderer Wohnmobilfahrer die Lichthupe und erklärt uns, dass wir den Umleitungsschildern "Camping Car" folgen sollen, und so auch an den Stellplatz kommen. Wir zwängen uns also durch Wohngebiete und enge Straßen und kommen schließlich an unserem Stellplatz an. Es wurde nicht zu viel Versprochen in unserem Stellplatzführer (Wohnmobil Guide Normandie ISBN 978-3-8317-3401-6), der Platz liegt wirklich wunderschön direkt am Wasser. Wir ergattern einen hinteren Platz  mit Sicht zum Meer und freuen uns riesig. Das Wetter soll umschlagen, deshalb machen wir noch eine Tour durch die kleine Stadt und kochen uns dann mal wieder eine Camper-Mahlzeit. Leider war nichts fleischloses auf den Restaurant-Karten, die wir heute gesehen haben. Auch der Veggieburger scheint in der Normandie noch nicht angekommen zu sein. Egal, dafür sind die Bäckereien umso leckerer. Später gehen wir nochmal raus und schauen uns die Stadt in der Dämmerung an und zum guten Schluß bekommen wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geschenkt.

 

Heute  morgen werden wir von Nieselregen geweckt, der sich auch heute durch den Tag ziehen soll. Als ich das Frühstück richte, geht Uwe nochmal mit der Kamera an den Strand. Aufgeregt kommt er zurück, unsere Stellplatznachbarn hatten uns schon darauf hingewiesen, dass am Strand wohl eine verletzte junge Robbe lag und sie bereits einen Tierarzt verständigt hatten. Uwe findet die Robbe und spricht mit ihr. Er ermutigt sie, sich zum Wasser durchzukämpfen, und tatsächlich macht die Robbe sich auf den Weg. Es fällt ihr sichtlich schwer, aber sie muss das Wasser wieder erreichen, vermutlich wurde sie bei Flut zu weit rausgespült. Doch es gibt ein Happy End, die Robbe erreicht das Wasser und kann aus eigener Kraft davon schwimmen. Uwe tauft die Robbe "Victoria" - die Siegerin. Machs gut Vici!!!
Nach dem Frühstück ziehen wir unsere Regenklamotten an und machen uns auf den Weg zu den Klippen hoch. Doch zuvor schauen wir noch wie gebannt in dem fast leeren Hafenbecken den Möwen zu, die sich um die Abfälle der Fischer zanken. Leider werden auch ganze Fische in das Becken geworfen, vermutlich alles was morgens nicht verkauft wurde. Schade um die Tiere, aber zumindest haben die Möwen hier mehr als genug zu fressen.
Wir wandern zu den Klippen hoch und entdecken einen kleinen Aussichtspunkt. Leider ist das Wetter so verhangen, dass man nicht allzu viel sieht. Durch ein Waldstück wander wir zurück zur Stadt, gehen noch einkaufen in einem kleinen Supermarkt und kaufen leckere Tarte in einer Boulangerie. In unserem trockenen "Bolle" kochen wir uns wieder einen warmen Kaffee und verspeisenen die köstlichen Tarte.

 

Draußen scheint es sich einzuregnen und der Wind wird stärker. Wir machen es uns drinnen in unserem "Bolle" gemütlich, irgendwann muss ich ja auch den Blog schreiben und eine ganze Ladung Bücher und Reiseführer haben wir auch eingepackt. Nach ca. 2 Std. kommt ein starker Wind auf und es wird immer mehr blauer Himmel sichtbar, der Wind fegt die Wolken weg und wir ziehen uns schnell warm an und gehen wieder nach Draußen. Da es morgen weitergeht, möchten wir noch ein Stück an der Küste den Kieselstrand entlang laufen. In den Kalkfelswänden nisten auch Vögel und Uwe will versuchen, mit seinem Tele ein paar zu erwischen. Zwischenzeitlich ist es wieder komplett aufgeklart und die Sonne bescheint die "Alabaster"-Felsen. Das Laufen auf den Kieseln ist anstrengend und so sind wir fast alleine am Strand. Und tatsächlich sehen wir auch ein paar nistende Kormoran-Kinder, die schon so groß sind, dass sie eigentlich gar keinen Platz mehr im Nest haben, das ohnehin sehr wackelig an den Felsen klebt.
Abends haben wir wieder das Glück einen herrlichen Sonnenuntergang zu sehen und drehen noch eine kleine Hafenrunde. Bonne nuit!

 

Étretat

Dienstagfrüh weckt uns der Regen und ein starker Wind, es sieht extrem ungemütlich aus Draußen. Wir wollen heute ohnehin weiterfahren und Uwe packt die Räder auf den Träger und wird dabei klatschnaß. Heute wollen wir nach Étretat, die wohl bekannteste Stadt an der Alabaster-Küste und danach geht's weiter Richtig Honfleur, mein Reiseführer verspricht, dass dies eine der schönsten Städte an der "Côte fleurie" sein soll. Unterwegs scheint das Wetter sich zu bessern, obwohl wir immer wieder Regengüsse abbekommen. Na auf jeden Fall wird unser "Bolle" jetzt mal richtig sauber! In Étretat parken wir etwa außerhalb der Stadt auf einem speziellen WOMO-Parkplatz. Dort frühstücken wir in der Sonne und machen uns dann auf den Weg zu den "Falaise" den weißen Kalk-Felsen. Erst mal geht es jetzt steil bergauf und unser Frühstück macht sich bemerkbar. Wir pilgern mit nicht wenigen anderen Touris weiter, an einem riesigen Golfplatz vorbei, der kein Ende nehmen will. Uwe hat bereits Zweifel, ob sich der Aufwand nun wiiiiirklich lohnt?! Oben angekommen wissen wir: JA, es hat sich gelohnt. Wir haben unglaubliches Wetter, einen schon fast kitschigen Himmel, geniale Lichtverhältnisse und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, Was für eine Hammerlandschaft tut sich da auf. Wir machen Fotos und wandern auf den Klippen entlang. Möwen begleiten uns und hoffen auf ein paar Leckerbissen von den Touris, einige Dohlen schwingen sich auch in die Luft. Die "Falaise" sind wirklich ein absolutes Highlight und wir verstehen jetzt warum Besucher aus aller Welt hier herkommen, um sie zu bestaunen. Natürlich finden wir auch den "trinkenden Elefanten", das wohl bekannteste Motiv der Normandie, das in keinem Reiseführer fehlen darf.

 

Der Rundweg führt uns schließlich wieder bergab nach Étretat. Die Stadt selber hat wenig Charme, ist sehr touristisch ausgerichtet und man muss sich nicht lange dort aufhalten. Doch wir haben Hunger und entdecken direkt mit Blick auf das Meer ein Restaurant in dem es Veggie-Burger und "Fish and Chips" gibt - die Nähe zu England macht sich bemerkbar. Ich bestelle noch ein "Bière Normand", das ich stylisch in einem weinglasförmigen Bierglas serviert bekomme. Nach dem Essen machen wir uns noch auf den Weg, die andere Bergseite zu erklimmen. Ca. 350 Stufen führen uns auf die Klippen zu der dort weithin sichtbaren Kirche, die jedoch leider verschlossen ist - schade! Es wird auch Zeit - unser Parkticket ist längst abgelaufen und so wandern wir zurück zu unserem Parkplatz und starten den letzten Streckenabschnitt nach Honfleur.  Dieser führt uns laut meinem Reiseführer, über die Schrägseilbrücke mit der längsten Spannweite Europas, die "Pont de Normandie". Sie führt über die Seine und verbindet Le Havre mit Honfleur. Und sie ist wirklich beeindruckend! Wir finden einen Stellplatz in Honfleur mit Blick auf ein kleines Hafenbecken mit Segelbooten und freuen uns schon darauf, die Stadt morgen zu erkunden.

 

Honfleuer

Es ist Mittwoch, der 25.05. - der Stellplatz füllt sich und wir stellen fest, das Christi Himmelfahrt auch in Frankreich ein beliebter Feiertag ist um sich ein schönes Brücken-Tag-Wochenende zu gönnen. Wobei wir hier in Honfleur erstmals verhältnismäßig viele deutsche Touristen sehen, bisher waren die meisten Franzosen/innen. Gestern Abend konnten wir es uns doch nicht mehr verklemmen, noch einen kurzen Blick in die Stadt zu werfen und sie ist wirklich wunderschön. Das kleine alte Hafenbecken ist umgeben von alten Häuserfassaden. Hier wurden keine Gassen gebildet, sondern alle Häuser kleben buchstäblich aneinandern, trotzdem sieht jedes anders aus und hat einen eigenen Stil. Es reiht sich Restaurant an Restaurant, dazwischen immer mal wieder eine kleine Galerie mit wirklich - ausnahmslos - betrachtenswerter Kunst. Wir sind begeistert und Uwe muss gleich noch ein paar Nachtaufnahmen machen.

Heute starten wir gemächlich in den Tag. Unser Stellplatz wird mit frischen Baguettes beliefert und so ist das Frühstück schon einmal "formidable"!
Leider zieht der Himmel zu und es wird wieder windig - der normannische Sommer eben - deshalb wollen wir uns heute das "Naturospace Honfleur" anschauen, ein tropisches Schmetterlingshaus. Der Weg führt uns am Hafen vorbei, wo wir nicht ohne Zwischenstopp an dem Stand mit gebrannten Mandeln vorbei kommen (seeeeehr lecker!!!), durch die Einkaufsmeile von Honfleur. Wir bestaunen die alten Häuser, die jedoch meist gut gepflegt und hergerichtet sind. Unzählige Restaurants und kleine Läden reihen sich aneinander. Kitsch findet man natürlich auch, aber überwiegend wirklich schöne Souvenirs und Handwerkskunst. Doch wir reißen uns los, Uwe will unbedingt die Schmetterlinge sehen.

Das Schmetterlingshaus ist nicht sehr groß, aber es gibt wirklich wunderschöne Schmetterlinge und tropische Vogelarten zu bestaunen und zu fotografieren, so dass wir uns länger als geplant darin aufhalten. Auf jeden Fall ist es ein Besuch wert. 
Wir brauchen nach den tropischen Temperaturen frische Luft und laufen noch ans Meer und durchqueren auf dem Rückweg den schönen und sehr gepflegten Park "Le Jardin des Personnalites". Und da Uwe morgens beim Becker noch leckere Tarte besorgt hat, MÜSSEN wir jetzt erst mal eine Kaffeepause einlegen.

 

Wir machen es uns im "Bolle" gemütlich heute, denn das Wetter ist nicht ganz konform zum Wetterbericht, eigentlich sollte es nicht regnen, aber das Wetter weiß das wohl nicht. Gegen Abend wollen wir noch los unseren Kühlschrank befüllen und gehen in den "Carrefour", eine in Frankreich sehr häufig anzutreffende Supermarktkette, die tatsächlich leckere Veggi-Steaks im Programm hat. Wir gehen noch etwas durch die Gassen der Stadt und machen uns dann auf den Rückweg, um noch eine Kleinigkeit zu kochen. Wohl aufgrund des nahenden Feiertages morgen, füllt sich unser Stellplatz schon frühzeitig und es nimmt keine Ende.

Donnerstagfrüh - Vatertag oder eigentlich Christi Himmelfahrt - wachen wir auf und der Stellplatz ist so voll, dass sogar noch Fahrzeuge an der Straße parken. Das ist uns zu viel. Wir gehen noch Baguette kaufen und einen "Tarte-aux-pommes" (extrem leckerer Apfelkuchen) und fahren dann los in Richtung Bretagne. Nächste Station soll die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit der Normandie, der Mont-Saint-Michel sein. Doch wir beschließen heute einen "Ruhetag" einzulegen und nach einer zweistündigen Fahrt sind wir dann am letzten Zipfel der Normandie angelangt. Wir verbringen hier einen ruhigen Nachmittag und erfreuen uns bereits an dem Blick Rchtung Mont-Saint-Michel, den wir morgen definitiv in Augenschein nehmen werden.

Auf unserem Stellplatz "La Bidonniére" bei Ardevon, einem kleinen Nest kurz vor Saint-Michel, gibt es heute einen Fish-and-Chips-Oldtimer-Food-Van der für unser Abendessen sorgen wird.

 

Mont-Saint-Michel
Leider waren die "Fish & Chips" mal wieder nicht so der Renner. Bisher hat uns das Essen in Frankreich nicht überzeugt (abgesehen von den Boulangerien!!!), dafür war es immer teuer. Einzig der Fischburger in "Saint-Valery" war bisher wirklich lecker. Nach dem Essen kommt die Sonne noch etwas raus und wir satteln die Fahrräder und fahren Richtung "Mont-Saint-Michel", der uns irgendwie magisch anzieht. Und schließlich stehen wir davor, es sind nur knapp 6 km mit dem Fahrrad. Der Festungsberg steht schon in der Dämmerung und es sind nur noch wenige Menschen unterwegs. Die Sonne gibt noch ein kleines Stell-Dich-Ein und lässt sich am Horizont kurz sehen, bevor sie im Dunst verschwindet. Wunderschön.... Wir laufen noch um den Berg herum und genießen die Stimmung.
Freitagmorgen - es nieselt, irgendwie klappt das mit dem Wetterbericht gerade nicht so, es sollte trocken sein ... Wir frühstücken gemütlich und beschließen dann, den Stellplatz noch einmal zu wechseln, um näher am "Mont-Saint-Michel" zu sein, damit wir den Berg zu Fuß erreichen können. Für Wohnmobile gibt es einen extra Parkplatz, auf dem man auch Übernachten darf. Doch bereits bei der Anfahrt wird uns klar: Heute wird es voll. Die ersten Pkw-Parkplätze sind schon "complete" und es hat sich eine lange Autoschlang gebildet. Zum Glück sind für Camper noch jede Menge Plätze frei. Wir packen unsere sieben Sachen und wandern Richtung "Mont-Saint-Michel". Mit gefühlt 10.000 anderen Menschen, es gleicht einer wahren Pilgerwanderung. Ganz abgesehen davon, dass auch noch Shuttlebusse fahren, die noch mehr Menschenmengen zum Berg  bringen. Dort angekommen setzen wir uns erst mal auf die Felsen in die Sonne und da am Haupteingang das Gedränge groß ist, gehen wir über die Felsen zu einem Seiteneingang rein. Das kleine "Berg-Dorf" ist wirklich beeindruckend und wir möchten auch gerne noch das Kloster sehen. Doch oh weh, als wir um die Kurve kommen stehen wir schon in der dicht gedrängten Menschenmenge, links Richtung Kloster ist eine lange Warteschlange, rechts bergab durch die schmale Straße ist es auch voll. Jetzt gibt es kein "Entkommen" mehr, wir lassen uns weiterschieben, allerdings sofort Richtung Ausgang. Das ist definitiv zu voll hier und von genießen kann keine Rede mehr sein. Nach ca. 10 Min. sind wir wieder draußen und beschließen, es bei dem schönen Anblick von außen zu belassen.
Und da wir ca. 1000 Menschen beim "Selfie-Machen" beobachtet haben, muss jetzt auch von uns 1 x eins sein!
Kleiner Tipp: Den "Mont-Saint-Michel" niemals an einem Brückentag-Wochenende besuchen - am besten montags - schreibt jemand in den Google-Rezessionen - schlechtes Timing ....

Zum Sonnenuntergang schnappen wir uns aber doch noch die  Fahrräder und fahren  nochmal zum Mont, denn jetzt sind die Besuchermassen weg. Wir wandern nochmal in Ruhe durch die Gassen und Uwe macht noch jede Menge Fotos. Die Sonne geht unter und der "Mont-Saint-Michel" ruht endlich für ein paar Stunden in Frieden ...

 

Saint-Malo
Wir verbringen eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz beim  Mont-Saint-Michel und fahren früh morgens bei herrlichem Wetter los. Heute möchten wir Saint-Malo besuchen, die berühmte Festungsstadt an der Côte d’Émeraude = Smaragd-Küste - die hier beginnt und so genannt wird, weil das Wasser eine smaragdähnliche Färbung hat. Damit beginnt nun auch der zweite Teil unserer Reise, denn ab jetzt sind wir in der Bretagne - Salut Bretagne, au revoir Normandie!
Die Stadt Saint-Malo wurde im 2. Weltkrieg total zerstört, danach aber originalgetreu wieder aufgebaut. Sie ist umgeben von einer riesigen Festungsmauer. Die Einwohner von Saint-Malo sehen sich nicht als Franzosen, nicht als Bretonen sondern primär als  Malouinen - Nachfahren der einstigen Kosaren = Freibeuter, die für ihre "Krone" Beute machten, also nicht wie Piraten für sich selbst.
Wir finden gleich einen WoMo-Parkplatz und laufen los Richtung Stadtmitte, doch - upps - Frau Google meint, es wären 45 Min. zu Fuß, so schnappen wir uns doch die Fahrräder und radeln in die Stadt. Auch hier macht sich der Brückentag und das Wochenende bemerkbar, es ist ein ganz schönes Gewussel in der Stadt. Wir halten nach der großen Stadtmauer Ausschau, die man auf keinen Fall versäumen sollte, entlang zu laufen. Von ihr aus hat man einen herrlichen Blick in die Bucht, wo heute auch ein buntes Treiben herrscht. Hier gibt es ein "Schwimmbecken" mit Meerwasser, das bei Flut gefüllt wird und bei Ebbe als Schwimmbad zur Verfügung steht. Cool und umweltfreundlich! Heute haben wir 18 Grad, aber der hier ständig anwesende kalte Wind würde uns nie auf die Idee kommen lassen, Schwimmen zu gehen. Die Malouinen sehen das wohl anders. Es ist Mai und damit Sommer in der Bretagne, da geht man Schwimmen und trägt Shorts und T-Shirt....
Es ist Ebbe und so wandern wir noch raus zum "Fort National", einer kleinen Festung auf einer vorgelagerten Insel. Bei Flut ist diese nur mit einem Boot zu erreichen. Der Gezeitenunterschied beträgt in Saint-Malo bis zu 12 m. Es wird uns immer klarer, dass hier in der Bretagne, genau wie in der Normandie, das Meer den Alltag bestimmt. Die Gezeiten bestimmen, was ich wann machen kann, wann die Fischer rausfahren können, wann der frische Fang auf dem Markt verkauft wird. Das Meer ist hier ganz klar der Chef!

 

Saint-Cast-le-Guildo

Übernachten wollen wir aber nicht in Saint-Malo, heute treibt es uns raus an die Küste und wir haben im Reiseführer einen Parkplatz direkt auf einer Klippe entdeckt, auf dem es erlaubt ist zu übernachten - und das mit Blick aufs Meer! Wir machen uns auf den Weg und fahren an der wundeschönen Küste entlang bis nach Saint-Cast-le-Guildo - dort kommt plötzlich ein Schild mit maximaler Durchfahrtsbereite von 2,20 m, hmmm, wir könnten ja die Spiegel einklappen .... wir fahren erst mal weiter und kommen doch unbeschadet an dem Parkplatz an und - ein letzter Stellplatz ist tatsächlich noch frei. Freudig und dankbar parken wir ein und gehen erst mal die Aussicht auf den "Point de l*Isle" genießen. Der Parkplatz scheint ein kleiner Geheimtipp zu sein, denn um uns rum sind nur französische WoMos.
Heute abend wollen wir dann noch den Hafen erkunden, der nur etwas unterhalb des Stellplatzes liegt und morgen einen schöne Küstenweg erwandern, der hier startet.

 

Cap Fréhel

Kleine Planänderung für heute - Sonntag - Uwe will lieber Fahrrad fahren. Deshalb starten wir nach dem Frühstück eine Tour zum ca. 20 km entfernten "Cap Fréhel". Das Wetter ist super, die Sonne scheint, nur der Wind macht uns etwas zu schaffen. Da wir mit Google-Maps navigieren, gibt's ab und an mal einen Irrweg und wir versuchen wo möglich auf Radwegen und abseits der Hauptstraßen zu bleiben. Wir fahren durch schöne Dörfer und bestaunen noch schönere Steinhäuser, manche sehen wirklich aus wie Kalendermotive. Wir verfahren uns einmal, kommen dafür aber an eine einsame Bucht. Leider ist gerade Ebbe, trotzdem ist es beeindruckend eine Bucht für sich alleine zu haben. Nach da. 1,5 Stunden kommen wir am Cap Fréhel an. Das Cap Fréhel ist bereits seit 1967 Schutzgebiet und hat eine außergewöhnliche Heidelandschaft, wunderschön! Hier gibt es auch einen Vogelbrutfelsen, dafür haben wir auch Uwes Teleobjektiv im Rucksack mitgenommen. Tatsächlich sehen wir, obwohl schon Mai, noch ein paar junge Trottellummen auf dem Felsen sitzen, die sich wohl noch nicht getraut haben, ihre ersten Flugversuche zu unternehmen und jede Menge Möwen und Kormorane gibt es auch zu bestaunen. Als wir eine kurze Vesperpause machen, freundet sich eine hungrige Möwe mit uns an, die hier tatsächlich handzahm sind. Das Wetter bleibt gut und wir machen uns auf den Rückweg. Gestern abend haben wir am Hafen von Saint-Cast-le-Guildo ein paar Restaurants entdeckt und beschlossen, heute nochmal einen Versuch mit der französischen Küche zu wagen. Bon Courage sagt man hier!

 

Presqu'île Crozon

Kurzer Nachtrag zu gestern: Wir endeten mit selbstgemachten Penne Pesto im "Bollemobil", leider waren wir zu spät dran und das einzig noch geöffnete Restaurant im Hafen hatte die Küche bereits geschlossen. Hier geht die Sonne ca. 1 Std. später auf als bei uns und auch später unter, so ist es um 22.00 Uhr noch taghell und man verliert im Urlaubsmodus das Zeitgefühl. Also um 21.30 ist auch in Frankreich im Restaurant die Küche kalt.


Heute steht eine längere Fahrt an, knapp 3 Stunden werden wir unterwegs sein, wir fahren ins "Finistere" - an das früher so genannte "Ende der Welt" (Finis Terre), bevor Amerika entdeckt wurde. Wir steuern Camaret-sur-Mer an, auf der Halbinsel Crozon (Presqu*île de crozon), dort gibt es einen Stellplatz direkt am Pointe de Penhir, oben auf den Klippen - sagt Frau Google. Wir kommen gut durch, hier ist wenig Verkehr "am Ende der Welt", unterwegs kaufen wir noch ein, machen den Tank wieder voll und sind gerüstet für weitere spannende Urlaubstage.

Die Sonne scheint und wir haben unterwegs tatsächlich mal an die 20 Grad! Die Halbinseln Crozon ist größtenteils Naturschutzgebiet und schon die Anfahrt ist beeindruckend, grüner geht es kaum. Wir kommen an tiefgrün-blauen Buchten mit Sandstrand vorbei und über eine weitere beindruckende Schrägseilbrücke, die "Pont de Térénez" - wow - also Brücken scheinen in Frankreich Prestigeobjekte zu sein.

Wir erreichen den Pointe de Penhir  und sind - mal wieder - baff. Die Aussicht und Landschaft ist überwältigend. Wir stärken uns kurz mit einem Kaffee und den morgens gekauften "Tarte au fraises" (Erdbeertörtchen) und gehen dann ein Ministück des GR34 ("Zöllnerpfad" rund um die Bretagne) an den Klippen entlang um das Cap. Unsere Kameras laufen heiß, es ist einfach ein grandioser Ausblick, egal in welche Richtung man schaut.
Wir kochen uns noch was leckeres und stellen uns dann aber doch brav auf den nahen Stellplatz "Pen Hir" der zu Camaret-sur-Mer gehört, denn es herrscht wohl zwischenzeitlich Parkverbot zwischen 02:00 und 7:30 Uhr an den Klippen. Als wir jedoch später nochmals - für einen fulminanten Sonnenuntergang - an die Klippen zurückfahren, stehen dort noch recht viele WoMos und wir vermuten mal, dass man es in der Nebensaison nicht so genau nimmt mit den Zeiten. Die Sonne geht überm Meer bilderbuchmäßig unter und taucht auch danach noch die Landschaft in ein märchenhaftes Licht. Von zartblau über rose den Himmel und darunter das smaragdgrüne Meer - unbeschreiblich! Leider können unsere Fotos - so gut sie auch sind - diese Stimmung nicht annähernd wiedergeben.

 

Camaret-sur-Mer

Dienstag, 31.05.22: Und wir haben noch einen sonnigen Tag erwischt. Ich stehe auf und schnappe mir das Fahrrad, denn wir brauchen unbedingt frisches Baguette. Wir können heute auch tatsächlich draußen Frühstücken. Unser Stellplatz ist recht windgeschützt und die Sonne bretzelt. Beim Baguette kaufen sehe ich, dass heute Wochenmarkt in Camaret-sur-Mer ist. Deshalb machen wir uns nach dem Frühstück auf an den Hafen der knapp 2500 Einwohner zählenden Kleinstadt. Der Wochenmarkt ist überschaubar und die Stadt wirklich nett. Es gibt viele kleine Geschäfte und Restaurants am Hafen und es herrscht noch eine bschauliche Vorsaison-Stimmung. Uwe kauft sich ein gestreiftes Langarmshirt, die Kapitänsmütze konnte ich ihm in letzter Sekunde noch ausreden.
Wir umrunden den Hafen, denn wir sehen dort einen "Schiffsfriedhof" mit 4 sehr alten Schiffswracks, das ist natürlich ein Leckerbissen für Uwes Kamera. Gleich daneben ist die sehr schöne kleine Kirche "Chapelle Notre-Dame-De-Rocamadour" aus dem 17. Jahrhundert und eine Wehranlage des französischen Festungsbaumeisters und Marschals "Vauban".
Nach diesem kurzen Städtetrip wollen wir noch zu einem Bistro am Strand von Pen Hir, das wir von den Klippen gestern schon erspäht haben. Die Google Bewertungen sind super und so machen wir uns auf den Weg. Es soll dort fabelhafte Crêpes geben mit Ziegenkäse, Honig und Tomaten, das müssen wir probieren. Das "Chez Germaine" liegt traumhaft direkt oberhalb einer wunderschönen Bucht mit Sandstrand. Wir lassen uns die Crêpes schmecken, Uwe wählt dann doch den mit Schokolade, und genießen die Aussicht und die Sonne. Danach legen wir uns noch an den Strand zum Chillen.
Auf dem Rückweg fahren wir noch an den Menhiren vorbei, die direkt neben unserem Stellplatz stehen. Es handelt sich um die Steinreihen von Lagatjar. Sie sollen ursprünglich aus bis zu 400 Steinen bestanden haben, so dass die Gesamtlänge des Hauptbauwerkes früher 600 Meter erreichte. Viele der umgestürzten Steine aus weißem Quarzit wurden im Jahr 1928 wieder aufgerichtet, so dass die Reihen heute aus 72 Menhiren bestehen (sagt Wikipedia, ich hab nicht nachgezäht). Wenn ich den französischen Text richtig verstanden habe stammen Sie ungefähr aus der Zeit von 2500 v. Chr. - das ist schon irgendwie beeindruckend.
Heute Abend wollen wir nochmal an den Hafen und die Schiffswracks in der Dämmerung fotografieren. Morgen geht*s dann wahrscheinlich weiter, wobei es hier auch noch so viel zu sehen gäbe, aber ein paar Highlights haben wir noch auf der Liste!

 

Locronan

Mittwoch, 1.6.22: Nochmal kurz nach Camaret-sur-Mer radeln zum Baguette und Eclaires kaufen, dann geht's heute weiter Richtung "Pointe du Raz"

Das ist ein Aussichtspunkt bzw. Kap südlich der Halbinzel Crozon und wenn man in der Bretagne war, muss man einfach dort gewesen sein. Doch auf dem Weg dorthin möchten wir zuerst noch das hübsche Örtchen Locronan besuchen. Zufällig bin ich auf Facebook darauf gestoßen und da wir ohnehin fast daran vorbeifahren, machen wir einen Zwischenstopp und ... sind maßlos begeistert. Was für ein hübscher Ort. Fast alle Häuser im Ortskern sind noch typisch bretonische Steinhäuser. Tolle Galerien, Kunsthandwerk, Biscuiterien, Crêperien reihen sich hier aneinander. Aber nicht überladen sondern wirklich angenehm zum Durchschlendern,  zumindest in der Nebensaison. Und sehr wenig Kitsch, viele wirklich tolle Handwerkskunst, Deko und Naschwerk. Sogar ein Gewürz- und Teeladen sticht uns ins Auge - und in die Nase. Dieser Ort darf bei einem Bretagne Urlaub definitiv nicht fehlen. Wir essen leckere Crêpes und trinken einen ausgezeichneten Cafè auf der Terrasse der Crêperie "Ty Coz".
Schließlich reißen wir uns los und fahren weiter. Die Pointe du Raz wartet ja noch auf uns. Wir steuern den Stellplatz bzw. Parkplatz direkt auf dem Kap an, dort kann man auch über Nacht stehen. Wir finden einen tollen Platz mit Blick aufs Meer - super! In der Abendsonne kochen wir uns noch ein "Campermenü" und machen uns dann auf den Weg direkt an die Spitze zum Leuchtturm, denn wir wollen unbedigt dort den Sonnenuntergang sehen. Das hat sich definitiv gelohnt. Die Sonne gibt heute wieder alles und braucht bestimmt eine Stunde bis sie in einem spektakulären Farbenrausch komplett im Atlantik verschwindet. Wir wandern zurück durch die Hochebene auf der unter anderem auch wilde Orchideen blühen und man in der Dämmerung allerhand Tier- und Vogelgeräusche hört sowie durch die Büsche huschende Kanninchen und Vögel zu sehen bekommt. Gut das auch hier die Vegetation unter Schutz steht.

Übrigens sind in der Bretagne alle Ortsschilder zweisprachig angelegt: Französisch und Bretonisch (=Breizh). Bretonisch ist kein französischer Dialekt sondern eine ganz eigene Sprache mit keltischem Ursprung. Auch die Triskele, ein ursprünglich keltisches Symbol, wird in der Bretagne als eigenes Symbol verwendet und darf auf keinem Souvenir fehlen.

 

Donnerstag, 2.6.22: Heute machen wir es uns gemütlich, da wir irgendwie jeden Tag später ins Bolle-Bett kommen, schlafen wir aus, Frühstücken in Ruhe und machen uns kurz vor dem Mittag auf, die Pointe du Raz wieder zu verlassen. Eigentlich wollten wir heute nochmals ganz vor an die Spitze, aber wenn wir ehrlich sind, ist die Pointe du Raz doch etwas enttäuschend, wenn man vorher schon die Küstenabschnitte gesehen hat, an denen wir waren. Wenn man die Tour in der anderen Reihenfolge, also von Süd nach Nord macht, dann beeindruckt die Pointe du Raz noch, aber wenn man schon auf Crozon war und an den Kreidefelsen von Etretat, dann hat man dort definitiv die beeindruckendere Landschaft. Außerdem hat uns der Ausbau der "Freßbuden" kurz vor dem Kap doch etwas schockiert, da ist eine wahre Shopping- und Freßmeile entstanden - ob das nun sein muss, ich finds eher schade... Deshalb haben wir uns entschieden, heute weiter zu fahren.

Das Wetter ist gut und wir möchten auf jeden Fall noch einen schönen Sandstrand besuchen. So suchen wir uns den Plage de Kerneuc aus, kurz nach Bénodet, das wir rechter Hand liegen lassen. Dort ist ein Stellplatz direkt hinter den Dünen, wo man auch kostenlos mit dem WoMo über Nacht stehen kann. Aber wir möchten nur das Meer und die Sonne genießen, trinken Kaffee am Strand und essen leckere Éclaires, die wir unterwegs besorgt haben. Nach einem Sonnenbad und Strandspaziergang geht*s weiter, heute möchten wir in Concarneau übernachten und uns auch dort die Stadt und den Hafen noch anschauen, bevor wir dann am Freitag langsam wieder Richtung Heimat aufbrechen müssen. Wir finden einen schönen ruhigen Stellplatz etwas südlich von Concarneau (The Porzou) , direkt an einem Park gelegen. Doch als wir ankommen sind leider alle Plätze belegt. Wir entsorgen unser Abwasser und ich schaue nochmal nach ob wir nicht doch noch irgendwo Platz haben, da höre ich einen Motor anspringen und ein WoMo reist ab und überlässt uns einen super Platz unter Pinienbäumen - toll!!! Unterwegs haben wir noch eingekauft und machen noch eine Tomate/Mozarelle Pause bevor wir uns später noch Concarneau "Konk-Kerne" anschauen und dort zu Abend essen wollen.  Concarneau ist ein bedeutender Fischereihafen und hat eine befestigte Altstadt die auf einer Insel errichtet wurde, die aber zwischenzeitlich durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Die Ursprünge der Anlage liegen wohl im 14 Jhdt.  und wurden - wieder mal von Vauban - im 17 Jhdt. weiter ausgebaut. Wir sind gespannt und werden berichten....


Concarneau
Abends machen wir uns auf den Weg in die Stadt, es soll ein kleines Boot geben, dass von unserer Hafenseite aus die Leute für 1 Euro in die Altstadt übersetzt. Wir laufen 15 MIn. zu dem Platz, um leider festzustellen, dass die letzte Überfahrt um 18:30 Uhr war. Wir setzen uns in ein Hafenrestaurant auf "unserer" Hafenseite und beschließen etwas zu Essen und die Stadt morgen anzuschauen. Nach einer Weile erklärt uns die Kellnerin, dass dies nur Plätze "pour Boire" (zum Trinken) sind, zum Essen gibt's nur an den anderen Tischen (die alle belegt sind) oder drinnen. Das nervt. Wir beschließen zurück zu unserem Stellplatz zu gehen, die Räder zu holen und mit diesen in die Stadt zu fahren: Gute Idee!!! Weiter vorne finden wir dann auch ein Restaurant mit bedeutend freundlicherem Personal, das "La Coquille". Wir essen 2 leckere Fischteller in der Abendsonne und fahren dann Richtung Altstadt weiter, die "Ville Close de Concarneau", wie schon erwähnt eine von Wehrmauern umgebene Inselstadt, die noch sehr ursprünglich mit den typisch bretonischen Häusern bebaut ist. Es dämmert schon und so haben wir die Ville Close fast für uns alleine, super! Ein Besuch lohnt sich definitiv, wir können uns aber vorstellen, dass es in der Hauptsaision sehr überlaufen ist, aber auch da vielleicht einfach mal abends raus, wenn alle anderen beim "dîner" sind.
Auch die "Neustadt" ist sehr schön und es herrscht reichlich Betrieb in den Restaurants und Kneipen. Als wir ankommen, werden wir erst mal angehalten, in einem Viertel wird gerade ein Film gedreht, ob es wohl "Kommissar Dupont" ist?
Gegen 11:00 Uhr radeln wir zurück, direkt am Uferweg. Es ist fast Vollmond und entsprechend wenig sehen wir - trotz Fahrradbeleuchtung. Hups, einmal gehts fast den Abhang runter, ich schaffe es gerade noch zu bremsen. Jetzt reichts, ab ins Bett! Bis morgen!


Au revoir chère mer

Freitagfrüh. Schweren Herzens beschließen wir uns heute schon mal auf die erste Etappe Richtung Heimat aufzumachen, denn es liegen doch fast 1200 km vor uns. Nach einigem Suchen finde ich einen Stellplatz auf dem Weg in "Saint-Suzanne-et-Chammes" der sich ganz nett anhört und direkt am Stadtrand liegt, so dass wir diese noch fußläufig besuchen können. Wir starten nach einem gemütlichen Frühstück uns sagen zum Meer "au revoir". Natürlich müssen wir noch in einer Boulangerie etwas für die Kaffeepause kaufen, auch das wird uns zu Hause fehlen!
Wir haben heute nur gut 3 Stunden Fahrt vor uns, dachten wir, bis wir schließlich irgendwo zwischen Rennes und Le Mans in einem dicken Stau stehen. Nichts geht mehr und ein Polizeiauto nach dem anderne jagt rechts auf der Standspur an uns vorbei. Das scheint ein schlimmer Unfall zu sein. Nach ca. 1,5 Stunden werden wir an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Es war definitiv ein schwerer Unfall. Bedrückt und schweigend fahren wir weiter und sind dankbar, nicht 20 Min. vorher hier unterwegs gewesen zu sein. Für die Familie der Hinterbliebenen zünden wir in der Kirche in Saint-Suzanne später einen Kerze an. 
Der Stellplatz in Saint-Suzanne ist wirklich sehr schön mit Blick auf die Burg und Kirche der Stadt. Die Kaffeepause hatten wir bereits im Stau gemacht, wir standen so lange, dass ich parallel Kaffee kochen konnte. So machen wir uns gleich auf, das Städtchen zu besichtigen und sind ganz entzückt so unverhofft auch hier noch eine hübsche Kleinstadt mit historischem Häusern gefunden zu haben. Wir schlendern durch die Gassen, vorbei an den schönen alten Steinhäusern und schauen uns die Ruine des einstigen Chateau von der "heiligen Suzanne" sowie die Kirche mit ihren buten Glasmosaikfenstern an. Wir kochen noch und können das Abendessen bei warmen 23 Grad in der Sonne neben dem WoMo verzehren. Später will Uwe auch hier noch ein paar Nachtaufnahmen machen, sicherlich sind die beleuchteten alten Gassen ein tolles Motiv.


... und so war es auch. Uwe hat noch ein paar schöne Bilder von Saint-Suzanne gemacht während ich den Blog aktualisiert habe.
Samstagfrüh, 4.6., ich gehe unser morgendliches Baguette kaufen, denn nur ein paar hundert Meter von unserem Stellplatz entfernt ist eine Boulangerie. Wir frühstücken heute in der Sonne und gehen danach nochmal in das Dorf, denn es gibt dort heute einen "Wochenmarkt" - na ja, es ist ein Gemüsestand und ein Käse-/Fleisch-/Wurstwagen. Aber der Gemüsestand ist üppig und wir kaufen noch ein paar Vorräte fürs Pfingstwochenende ein. Die Verkäuferin lässt uns eine Melone probieren, lecker, ich nehm eine mit und lerne das Brokkoli auf Französisch Brocoli heißt und exakt gleich ausgesprochen wird. Dafür heißen Zucchini = courgettes. Die Gemüseauswahl ist groß und herrlich frisch. Wir laufen zurück zu unserem Platz, verstauen alles und machen uns auf den Weg Richtung Heimat. Wir hatten eigentlich geplant einen Zwischenstopp in Mesnil-Saint-Père einzulegen, dort habe ich einen Stellplatz am Lac D'Orient gefunden, der sehr schön gelegen sein soll und uns die 800 km Restfahrt in 2 Etappen aufgeteilt hätte. Allerdings schauen wir etwas beunruhigt nach den Wetterdaten auf Meteoblue und stellen fest, dass es die komplette Nacht hindurch Gewitter geben soll und morgens gleich wieder. Deshalb entscheiden wir uns, gleich komplett durchzufahren.

Die Strecke läuft gut, es scheinen alle schon im Pfingsturlaub angekommen zu sein und die 4-spurige Autobahn von Paris Richtung Elsass haben wir zeitweise für uns alleine. Da uns die leere Autobahn so langsam langweilt, beschließen wir das letzte Stück durch Landstraßen zu ersetzen, Zeitverzögerung lt. Google nur ca. 15 Minunten, dafür 20 km weniger Strecke, das machen wir. Und es wird spannend: Was wir nicht bedacht haben ist, dass wir so die Vogesen einmal von West nach Ost durchqueren müssen. Die Orte durch die wir jetzt kommen sind keine 2 Stunden entfernt von unserem Wohnort, trotzdem waren wir noch nie hier und haben auch noch nie davon gehört. Schließlich fahren wir noch über den "Col de Hantz", das ist ein 625 m hoher Pass. Wir müssen grinsen, denn ich fahre jeden morgen ins Büro über einen höheren "Pass". Die Franzosen und ihre Superlative! Nichts desto trotz ist die Gegend um den "Hantz" wirklich schön, auch wenn wir sie nur noch in der Dämmerung wahrnehmen, beschließen wir, hier mal übers Wochenende herzufahren. Endlich kommt ein Schild mit "Offenburg" - die Heimat naht und wir freuen uns auf unser Bett ...

Unser "schwarzes Schaf" unter den weißen auf dem Stellplatz in "Saint-Suzanne"
Unser "schwarzes Schaf" unter den weißen auf dem Stellplatz in "Saint-Suzanne"

Wer findet das "Schwarze Schaf" ?
Wehmütig blicken wir auf zwei wunderschöne Wochen zurück. Obwohl es recht kühl war, hatten wir, bis auf einen Tag, immer sehr gutes Wetter! Wir können sowohl die Normandie als auch die Bretagne nur empfehlen und werden sicherlich auch wiederkommen. Wenn man nicht so viel Action will, sollte man sich die Regionen allerdings auf zwei Urlaube aufteilen, denn es gibt soooo viel zu sehen! Die Normandie hat uns besonders überrascht, da man von ihr nicht so viel als Urlaubsziel hört, obwohl man schnell dort ist und es wirklich landschaftlich sehr reizvoll ist. Eventuell liegt das am fehlenden Sandstrand, den die Deutschen ja so mögen.
Die Normanen und Bretonen sind übrigens - aller Unkenrufe zum trotz - sehr freundlich und hilfsbereit und wenn man versucht ein paar Brocken französisch zu sprechen, dann versuchen sie auch ein paar Brocken englisch oder gar deutsch zu sprechen oder man redet mit Händen und Füßen - auch das geht wenn man will.
Reisezeit: Würden wir Juni empfehlen, da ist es vielleicht doch etwas wärmer als im Mai. Auf keinen Fall im August, denn da fällt ganz Frankreich in die Küstenregionen ein, sowohl im Süden als auch im Norden und Westen, da wird es sicherlich sehr voll! Auf jeden Fall ist die französische Nord-West Küste mindestens eine Reise wert!
Danke Euch fürs Mitlesen und -erleben!



STERNEGUCKER

Leisenweg 8a  I   77790 Steinach

T. 07832 994432-0

Copyright © Uwe Merz 2023